Ein eindrucksvoller Besuch in Rumänien
1. Reise – Mai 2004
Die erste Reise zu «unseren» Kindern in Odorheiu! Manfred Ferrari war der Einzige in der Reisegruppe, der das Kinderheim schon von früheren Besuchen kannte.
Wir übrigen, Hans, Marie-Thérèse, Annemarie, Vincent, Stephan und Judith – wir machten uns mit einer Mischung aus Vorfreude und auch Angst vor allenfalls sehr bedrückendem Elend im Heim auf den Weg. Vincent hatte die Reise in Zusammenarbeit mit Zsuzsanna, der Heimleiterin, perfekt vorbereitet. Am Flughafen in Bukarest erwarteten uns bereits Sabine, unsere deutsche Reiseleiterin und unser Chauffeur mit einem Bus. Eine gute Wahl - unsere Koffer und Taschen waren bis obenhin gefüllt mit Geschenken und nützlichen Artikeln für die Kinder und Betreuer im Heim.
Sabine, die perfekt ungarisch spricht, übersetzte uns während der folgenden Tage all das, was mit englisch, deutsch und französisch nicht zu machen war. Ohne sie hätten wir nur einen Bruchteil dessen mitbekommen, was wir in den 6 Tagen gesehen haben.
Schon an unserem ersten Abend, nach einer mehrstündigen Reise über anfangs gute und ganz zum Schluss äusserst schlechte Strassen, trafen wir nach langer Zeit Zsuzsanna, die wir das letzte Mal anlässlich der Preisverleihung für ihre Arbeit in der Schweiz getroffen hatten. Welch wunderbares Treffen nach all der Zeit, in der wir nur per Mail oder telefonisch mit ihr in Kontakt waren!
Am nächsten Morgen machen wir uns auf zu unserem ersten Besuch im Kinderheim. Was erwartet uns dort? Auf unserem langen Weg sind wir durch viele Dörfer gefahren, in denen wir viel Not gesehen haben. Keine richtigen Strassen, alte, verfallene Häuser, die aber von einer Zeit Zeugnis ablegen, in der die Gegend in einer wirtschaftlichen Hochblüte gestanden hat. Diese Zeiten sind aber schon lange vorbei. Zurück geblieben sind die Alten, die mehr schlecht als recht von ihren kargen Erträgen auf den Äckern leben.
Und plötzlich sind wir da – stehen vor dem Tor, hinter dem «unsere» Kinder leben. Dann geht alles ganz schnell: Zuerst heisst uns Zsuzsanna in der kargen Küche willkommen – sie ist selber an den Rollstuhl gefesselt und kann uns nicht durch die verwinkelten Räume führen. Aber Sabine stellt uns den Betreuern vor, die die Kinder zu dieser Zeit unterrichten. In drei Gruppen werden sie je nach persönlichen Möglichkeiten geschult. Zwei kleine Räume neben der Küche sind besetzt und ein Schulzimmer befindet sich im Keller. Die gut 25 Kinder, die an diesem Tag die Schule besuchen, sitzen auf engstem Raum und arbeiten sehr diszipliniert. Der Stolz der Kinder, die sogar richtige Schulbücher besitzen und teilweise Rechnen und Schreiben können, ist unbeschreiblich.
In den 5 kleinen Räumen in einem Hinterhof leben bis zu 40 Kinder. Sie haben keinen richtigen Platz, um zu spielen, und nachts werden die Matratzen am Boden ausgebreitet. Platz für Betten gibt es nicht. Nicht jeden Morgen ist genügend Brot da, um den Kindern einen rechten Start in den Tag zu geben. Dann wird die Suppe vom Vortag nochmals aufgewärmt.
Auch wenn es den Kindern an vielem fehlt, sie werden von ganzem Herzen geliebt und herzlich umsorgt. Die älteren und wenig behinderten Kinder helfen den Jüngeren und denen, die schwerer behindert sind. Die Fröhlichkeit im Haus, der liebevolle Umgang untereinander – wir hätten es uns nicht träumen lassen, dass wir bei all dieser Not eine so lebendige, fröhliche Gemeinschaft antreffen, die sich nicht unterkriegen lässt.
Die wenigen Tage, an denen wir das Heim und die Kinder besser kennen lernen durften, haben uns gezeigt, dass diese Kinder unsere Hilfe brauchen. Und dass wir mit einem vergleichsweise kleinen Betrag, den wir monatlich aus der Schweiz überweisen, unbeschreiblich viel bewirken können. Die Betreuerinnen und Betreuer, die Kinder – sie sind uns ans Herz gewachsen. Und wir möchten ihnen ihr Leben ein bisschen leichter machen. Vielen Dank dafür, dass Sie uns dabei unterstützen!